Der umfangreiche Diskurs steht im Zentrum unseres Masters Advanced Design. Hier kommen kreative Köpfe aus den verschiedensten Designdisziplinen zusammen – von Kommunikations- und Multimediadesigner*innen über Produkt- und Modedesigner*innen bis hin zu Architekt*innen. Lernt man im Bachelor noch gleichermaßen Inhalte, Programme und Kommunikationskonzepte, so werden im Master diese Kenntnisse vorausgesetzt. Fachliche Richtungen wurden bereits eingeschlagen. Zwei Gründe, weswegen Frontalunterricht in unserem Master nicht mehr im Vordergrund steht. Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung mit komplexen, gesellschaftspolitischen Fragestellungen.
Während wir aus dem Bachelor die praxisnahen, technischen und handwerklichen Fertigkeiten mitbringen, ist im Master die theoretische Vertiefung ein großer Bestandteil. Denn durch den innovationsorientierten Standpunkt des Designs, werden wir stets mit brandaktuellen Themen konfrontiert: Globalisierung und Interkulturalität, Transformationsdesign und Public-Interest-Design, Klimawandel und Nachhaltigkeit und noch vielen mehr. Eines ist sicher: unseren Diskurs-Themen sind keine Grenzen gesetzt. Alles was unsere Gesellschaft bewegt, hat für uns Relevanz.
Doch welche konkreten Themen bestimmen unsere Diskussionen? Wir behandeln beispielsweise soziale Gerechtigkeit und fragen uns, wie wir Randgruppen mehr integrieren und ihnen zur Selbstermächtigung verhelfen können. Sprechen über Diskriminierung und Rassismus und diskutieren, wie wir unsere Kompetenzen als Designer*innen einsetzen können, um über diese Problematik aufzuklären oder ihr entgegenzuwirken. Wir fragen uns, wie wir als Designer*innen einen Filterblasen-übergreifenden Diskurs anregen und wie wir demokratische Werte fördern können – doch das ist nur ein kleiner Einblick in die Vielfalt der Bereiche. Wir tauchen intensiv in die jeweilige Materie ein und betrachten sie aus den verschiedensten Blickwinkeln. Neben der Sichtweise von Designer*innen und Verbraucher*innen nehmen wir beispielsweise auch soziologische, psychologische, neurowissenschaftliche oder politische Perspektiven ein.
Wer neugierig auf unsere thematischen Auseinandersetzungen und Erkenntnisse geworden ist, kann in dem Gesprächsgenerator einen Einblick in die vielfältigen Standpunkte bekommen. Wir Studierenden haben je fünf wichtige Schlüsselerkenntnisse oder Zitate zusammengestellt und möchten damit Einblicke gewähren, zum Reflektieren anregen und Gespräche in Gang bringen.
Klein aber fein
12-15 Studierende starten jedes Jahr in den Master Advanced Design. Eine gute Größe um auch in der Online-Lehre eine persönliche Atmosphäre zu schaffen. Die Wahl der Gruppengröße für die Hauptprojekte ist freigestellt. Es kann in kleineren Gruppen von 2-5 Personen gearbeitet werden, aber ebenso als Gesamtgruppe mit 15 Studierenden oder alleine. Die Arbeitsweise passen wir der jeweiligen Gruppengröße an. So oder so – Teamarbeit ist fester Bestandteil des Master-Konzepts. Wir profitieren dabei voneinander, besonders weil wir verschiedene Hintergründe haben und so jede*r sehr individuelle Kompetenzen mitbringt. Interdisziplinäres Denken wird so fester Bestandteil unserer Projekte. Wir bekommen nicht nur einen Einblick in die jeweiligen Fachkompetenzen der unterschiedlichen Designfelder, sondern lernen auch in Sachen Soft-Skills voneinander. Wie strukturieren wir uns? Wie halten wir möglichst flache Hierarchien auch in einer Großgruppe bei? Wer übernimmt welche Verantwortungen? Wie setzten wir die Fähigkeiten von jedem am effizientesten ein? Bei der Beantwortung dieser Fragen entwickeln wir unsere planerischen Fähigkeiten weiter und lernen einander gleichzeitig besser kennen.

Kurse
In den ersten zwei, der insgesamt drei Semester bilden die beiden Hauptprojekte Masterprojekt I und II den Kern des Studiums. Es sind in ihrer Umsetzung sehr freie Projekte, die zu einem vorgegebenen, weit gefassten Semesterthema bearbeitet werden. Die Ergebnisse fallen sehr divers und genauso vielfältig wie wir selbst aus – Alles ist möglich und die Kreativität hat hier freien Lauf. Es kann ein spekulativer Designansatz entstehen oder eine digitale Anwendung gestaltet werden. Es können ein Toolkit oder Workshop, eine Kampagne, ein Ausstellungskonzept oder ein physisches Produkt entstehen – um nur ein paar der endlosen Möglichkeiten zu nennen. Die Wahl des Formats ist uns selbst überlassen. Voraussetzung ist lediglich ein, dem Ergebnis zu Grunde liegendes, schlüssiges Konzept und der vorangehende Diskurs. Diese Notwendigkeit, sich den Rahmen für das Projekt selbst zu stecken gibt Freiheit und stellt zugleich eine der größten Herausforderungen im Projekt dar.
Daneben spielen sowohl journalistisches als auch wissenschaftliches Schreiben eine wichtige Rolle. Wir lernen, uns tiefgreifend und wissenschaftlich mit Thematiken auseinanderzusetzen, die uns interessieren. Wir nehmen Standpunkte ein und entwickeln unsere eigene Haltung bezüglich relevanter Themen.
Buchpräsentationen
In ergänzenden Modulen, die primär der Wissensvermittlung dienen, erarbeiten wir die Inhalte größtenteils selbst. Doch wie erhält man ein breit gefächertes Bild von sozialen, kulturellen und länderübergreifenden Thematiken? Buchpräsentationen stellen dafür eine gute Möglichkeit dar, sie geben einen weitreichenden Einblick in Weltbilder und erlauben detaillierte Einblicke in eine Thematik. Wir lesen und erarbeiten deshalb die Zusammenhänge der Bücher selbst und stellen sie dann unseren Mitstudierenden in einem ca. 30-45 minütigem Referat vor. Diese intensive Auseinandersetzung gepaart mit der Aufbereitung und Vermittlung ist eine besonders nachhaltige Weise Wissen zu durchdringen und langfristig zu behalten. Der oder die Referent*in ist im Anschluss Expert*in des Buches und die Mitstudierenden haben in einer halben Stunde einen fundierten Überblick über das Buch und seinen Wirkungskreis erhalten – Klasse!

Der Prozess // Arbeitsmethoden
Unser Arbeitsprozess beginnt mit einer umfassenden Recherche und Analyse. Welche Problemstellung wollen wir behandeln? Die Lösung für welches spezifische Problem wollen wir gestalten? Welche Ansätze gibt es bereits in dem Bereich und was unterscheidet unsere Herangehensweise von der Anderer? Wir recherchieren, analysieren, lesen, hören Beiträge und gehen immer wieder in den Diskurs. In der Projekt- ebenso wie in der Gesamtgruppe. Im ständigen Austausch adaptieren wir unsere eigene Fragestellung und Ausgangslage in einem interativen Prozess immer wieder neu.
Das Ziel ist es für unsere eigene Themenstellung Ansätze zu finden und innovative Ideen zu generieren. Wie kommen wir zu neuen und sinnvollen Lösungsansätzen? Und wie treffen wir in einer Projektgruppe gemeinsam und demokratisch Entscheidungen? Wir wenden verschiedene Kreativitätstechniken an – in unzähligen Brainstormings sammeln wir vielfältige Ideen, durch gezielte Techniken schaffen wir neue Verknüpfungen und kommen zu neuen Ansätzen. Anschließend analysieren und bewerten wir Gesammeltes in der Projektgruppe und beschließen gemeinsam das weitere Vorgehen, um dann in die Gestaltung zu gehen.
Wir nehmen zudem an unterstützendem Workshops zu verschiedenen Themen teil. Dabei lernen wir beispielsweise unsere Teamarbeit strukturiert und gezielt anzugehen, spekulative Designansätze zu erarbeiten oder wie Transformationsprozesse am besten gelingen.
Blitzlicht
Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Wie funktioniert ein interaktiver, sozialer Studiengang, der auf Austausch, Diskussion und Diskurs basiert, im distanzierten digitalen Raum? Die Antwort darauf ist nicht einfach. Wie etablieren wir im digitalen Rahmen Rituale, die den Gruppenzusammenhalt stärken? Wie stellen wir sicher, dass es allen gut geht? Und wie lernen wir uns überhaupt persönlich kennen, wenn die Gespräche auf dem Flur und in der Mensa wegfallen? Mit dem ‚Blitzlicht‘ fanden wir einen Weg, zu Beginn unserer digitalen Treffen ein allgemeines Stimmungsbild der Gruppe zu zeichnen. Doch wie funktioniert das Blitzlicht? Bevor wir in die jeweilige Vorlesung oder Besprechung einsteigen, legt jede*r Teilnehmer*in kurz ihre/seine Laune da – wie geht es einem, was motiviert einen gerade und was bereitet im Moment vielleicht Sorgen. So war sichergestellt, dass auf die individuelle Lage aller eingegangen werden konnte.