Mapping Discrimination

Das Projekt Mapping Discrimination beschäftigt sich mit verschiedenen Formen der Diskriminierung und will Diese sichtbar machen. Mit Hilfe eines spekulativen Designansatzes werden bereits bestehende Strukturen genutzt und umgedeutet. Eine bekannte Oberfläche bekommt neue Funktionen und setzt ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung. Einzelne Interventionen konzentrieren sich vor allem auf die Verortung und das Aufzeigen rassistisch motivierter Äußerungen in München.

Webflow.

Diskriminierungen

Internationale Protestbewegungen, wie beispielsweise #BlackLivesMatter, kämpfen öffentlich gegen aktuelle Probleme wie Racial Profiling, Polizeigewalt und Rassismus. Problematiken wie die Gender Pay Gap, oder die #Me Too Debatte, werden regelmäßig in den Medien thematisiert und machen auf geschlechtsspezifische Ungleichheiten aufmerksam. Dies sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen, dass Menschen aufgrund eines schützenswerten Merkmals ungleichbehandelt werden, ohne jegliche Rechtfertigung oder einen sachlichen Grund. Diskriminierungen kommen in unterschiedlichsten Formen vor. So gibt es bspw. verschiedene Ebenen von Diskriminierungen, wie die gesellschaftlich oder z.B. die individuelle Ebene. Unterscheiden lassen sich Diskriminierungen hinsichtlich der Merkmale, auf die sie sich beziehen. Zu den geschützten Diskriminierungskategorien gehören ethnische Herkunft oder Rassismus, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexuelle Identität.

Zusammengefasst:
Diskriminierung = Ungleichbehandlung + geschützte Diskriminierungskategorie + keine sachliche Rechtfertigung

Diskriminierungen finden immer häufiger im Öffentlichen Raum und im Alltag in unmittelbarer Nähe statt. Daher ist es umsow wichitger, sich dieser Probelmatik bewusst zu werden und ein demokratisches, gleichberechtigtes Miteinander zu fördern, um Konflikten vorzubeugen und Allen gleichermaßen einen wertschätzenden Alltag zu ermöglichen.

Interventionen

Nach mehreren Interviews mit Betroffenen wurde der Fokus auf die Orte gelenkt, an denen die Diskriminerungen stattgefunden hatten. Durch eine Begrenzung auf den Raum München ergaben sich dadurch eine Vielzahl an Lokalitäten, die mit bestimmten diskriminierenden Äußerungen in Verbindung standen. Erste Ideen entstanden, wie an diesen Orten der Diskriminierung interveniert werden könnte, um die öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Ideen entwickelten sich zu vier Interventionen, die teilweise im öffentlichen Raum durchgeführt wurden.

Awareness Walk

Der Achtsamkeitsspaziergang ist ein Selbstexperiment, bei dem die Umgebung unter einem speziellen Gesichtspunkt aktiv wahrgenommen wird. Während einer festgelegten Zeit, in diesem Fall 30 Minuten,  wurden alle Bilder im öffentlichen Raum erfasst, die Personen abbilden. Danach wurden die Bilder auf das Vorkommen und Repräsentieren verschiedener Hautfarben untersucht. Die Ergebnisse und Mengenverhältnisse zweier Spaziergänge sind hier beispielhaft abgebildet. Die Wahrnehmung zu schulen hilft, verschiedene Perspektiven einzunehmen und sich der eigenen Position in der Gesellschaft bewusst zu werden.

Wearable Statements

Die Intervention bildet Orte ab, an denen rassistische Diskriminierung stattgefunden hat. Dabei wird der Ort des Geschehens bildlich auf Kleidung projiziert. Das Outfit entfaltet nur vor dem jeweiligen Hintergrund seine Wirkung, an dem es mit Diesem zu verschmelzen scheint. Der Aspekt der Tarnung spielt zudem darauf an, dass Alltagsrassismus häufig ohne jeglichen Anlass geschieht und manche Betroffenen deswegen ein über-angepasstes Verhalt entwickeln. Die alltägliche Konfrontation und Auseinandersetzung mit Diskriminierungen erhöht das permanente Stresslevel immens und kann sogar chronische Krankheiten auslösen.

Public Privilege Walk

Der Privilege Walk ist eine dynamische Gruppen Übung, bei der das Bewusstsein geschult, und Privilegien aufgedeckt werden. Normalerweise werden durch Aussagen Alltagssituationen wiedergespiegelt, die nicht für alle Teilnehmenden zutreffen und dadurch nur bestimmte Personengruppen bei jeder Aussage einen Schritt weiter kommen.Bei dieser symbolischen Intervention im öffentlichen Raum wird das Experiment  umgekehrt. Die Aussagen, die hier das Weiterkommen ermöglichen würden, treffen vor allem auf People of Color zu. Diese „Stolperfalle“ soll Menschen zum Nachdenken anregen, ein Bewusstsein für eigene Privilegien schaffen und verdeutlichen, dass in unserer Gesellschaft viele Menschen mit verschiedensten Alltagsrealitäten aufeinander treffen.

Building Cubes

Die Intervention bildet Orte ab, an denen rassistische Diskriminierung stattgefunden hat. Dabei wird der Ort des Geschehens bildlich auf dreidimensionale Würfel projiziert. Die Darstellungsform ermöglicht eine ungewohnte Auseinandersetzung mit der alltäglichen Umgebung. Es wird dazu aufgerufen, eigene Erfahrungen einzubringen und selbst Orte zu fotografieren. Die Würfel sind einfach herzustellen und werden an einem öffentlichen Platz gesammelt. Die Vielzahl der Würfel soll die Häufigkeit alltäglicher Diskriminierung aufzeigen, gleichzeitig wird die Verortung rassistischer Aussagen im eigenen Umfeld bewusst gemacht.

Spekulatives Design

Zu einer Spekulation kommt es immer dann, wenn Informationen fehlen, beispielsweise wenn Zukunftsszenarien thematisiert werden. Dabei wird die Spekulation aufbauend auf dem Erfahrungsschatz und den Imaginationen Spekulierender konstruiert. Die Energie wird aus Erwünschtem, Erträumtem oder Befürchtetem gezogen. Dieser instinktive, kreative Prozess nennt sich spekulatives Design. Ziel ist die Gestaltung möglicher Zukunftsszenarien, welche zu Diskussionen und Reflektionsprozessen führen sollen. Betrachtende sollen irritiert und durch das spekulative Narrativ zum Nachdenken angeregt werden. Spekulatives Design soll Vorschläge liefern, Alternativen gestalten und Missstände aufzeigen.
Das Design-Artefakt ist dabei der Vehikel für ein Narrativ. Die Art und Weise der Darstellung und des Storytellings sind entscheidend für die Zugänglichkeit zum Szenario.

Broschüre

Um Zuschauer*innen oder Betrachter*innen des Projekts “Mapping Discrimination” nicht unaufgeklärt zu lassen, gibt es eine Broschüre im Print-, sowie im Online-Format. Diese liefert Hintergrundinformationen und macht die Absichten und Ziele des spekulativen Designprojekts sichtbar. Zudem wird die Thematik von Rassismus und Diskriminierungen aufgegriffen. So gibt es beispielsweise Handlungsempfehlungen, wie mit Alltagsrassismus umgegangen werden kann, sowie ein Glossar, in dem zentrale Begriffe und Schreibweisen des Themenfeldes erläutert werden.

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